Angst vor einem Krieg

August 19, 2024
Matthias Schranner

Zu meinen LinkedIn Post  «Israel & Hamas – How to stop the war» habe ich viele Fragen erhalten. Mit diesem Beitrag möchte ich die Verhandlungssituation erklären. Wie immer bleibe ich in der Verhandlung, es ist keine politische Betrachtung.

Den LinkedIn Post finden Sie hier.

In dem von unserem Institut entwickelten Eskalationsmodell ist der Konflikt Israel & Hamas in Phase 9 angekommen.

Die einzelnen Phasen finden Sie hier.

In Phase 9 kommt nach einem Machtkampf eine gewisse Ermüdung und Ernüchterung. Man dachte, es gibt einfach zu erreichende Ziele, aber die Verhandlung gestaltet sich schwieriger als angenommen. Und nun steht man vor der Entscheidung, die ultimative Eskalation – den Krieg – mit Phase 10 auszulösen.

Es kehrt eine gewisse Ruhe ein, es wird nachgedacht und alle Optionen werden neu bewertet und abgewogen. Es öffnet sich das sogenannte «window of opportunity». Dieses «window» ist nie lange geöffnet und man weiss nie, wann es sich wieder schliesst.

Das «window» war vor dem 28.07.24 kurz geöffnet, es gab gute Fortschritte und Hoffnung auf eine Lösung. Der Raketenangriff auf das Fussballfeld auf den Golanhöhen mit vielen Toten hatte das «window» wieder geschlossen, die Verhandlungen kamen zum Erliegen.

Die letzten Tage wurde in Katar wieder verhandelt. Am Freitag, 16.08.24, wurden die Verhandlungen abgebrochen und sie sollen diese Woche in Kairo fortgesetzt werden.

Die USA, Katar und Ägypten haben die Vermittlerrolle übernommen. Israel hat teilgenommen, die Hamas ist ferngeblieben, hat jedoch die Angebote der Vermittler geprüft. Der unsichtbare Verhandlungspartner ist Iran. Iran hat mit seinen „Verbündeten“ Hamas, Hisbollah und Huthi einen grossen Einfluss auf die weitere Entwicklung in der Region.

Nun zur Verhandlungssituation:

Israel, Hamas, Hisbollah und Iran wägen derzeit ab, ob es besser wäre zu eskalieren oder zu de-eskalieren. Eskalieren bedeutet einen nicht kontrollierbaren Krieg in der Region, viele sprechen von einem Flächenbrand. De-eskalation bedeutet, die Verhandlungen fortzuführen und kooperativ zu sein, also Zugeständnisse zu machen.

Diese Abwägung basiert auf einer einzigen Frage: Vor welcher Option habe ich mehr Angst?

Die Vermittler haben aus meiner Sicht nur eine einzige Aufgabe, nämlich allen Beteiligten unmissverständlich klarzumachen, dass eine weitere Eskalation zum Nachteil sein wird. Es bräuchte wohl einen starken US-Präsidenten/Präsidentin, der/die hier klare Aussagen macht. Präsident Biden ist geschwächt, Harris und Trump sind im Wahlkampf. Hoffen wir auf den Einfluss von Katar und Ägypten.

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